Wenn Menschen in Japan den Ehering an meiner linken Hand entdecken, dann ist die erste Frage sofort: „Bist du mit einem Japaner verheiratet?“ und nach einem Ja, kommt gleich ein „Gefallen dir japanische Männer?“ hinterher geschossen.

Da ich nie die Möglichkeit habe, auf diese Frage ehrlich und eingehend zu antworten (da sonst Krieg ausbricht), hier meine schriftliche Antwort:
Nein, mir gefällt der japanische Durchschnittsmann überhaupt nicht. Ich würde sogar Freundinnen davon abraten, sich einen zu nehmen. (Es sei denn sie sind bereits Kopf über Hals verliebt, da kommt eh jede Rettung zu spät.)
Und jetzt noch 10 Gründe, warum das so ist:

Für japanische Männer ist Haushalt Frauensache

Oh ja, ihr habt richtig gelesen. Und das trifft traurigerweise nicht nur auf die Nachkriegsgeneration zu.
Obwohl heutzutage die meisten Männer von sich behaupten würden, sie seien für Gleichberechtigung und würde natürlich auch bei der Hausarbeit anpacken… Die Realität sieht anders aus. Im Herzen sind auch hier alle Männer Feministinnen, aber leider (oder Gott sei Dank?) kommt ihnen etwas dazwischen:
Die Arbeit.
Sie wollen doch alle staubsaugen, kommen aber leider erst um Mitternacht nach Hause. Sie wollen doch das Essen kochen, werden aber nun mal vom Chef nach Feierabend zur Nominication (Wortspiel aus „Nomikai“ (einen trinken gehen) und „Communication“) abgerufen.
Sie wollen doch das Bad putzen, werden aber auch am Wochenende von Vorgesetzten und Workaholic-Kollegen angerufen. Und gehen letztendlich aus schlechtem Gewissen, doch lieber noch mal zur Firma.
Die meisten Männer sind also keine Pascher per se, werden aber von der Gesellschaft und ihrer Firma dazu gezwungen sich im Endeffekt so zu benehmen.

Japanische Männer erwarten ein mit Liebe zubereites Essen… mit mindestens über 20 Zutaten. Oder doch besser über 30.

Wie oben bereits erklärt, fehlt in Japan den Männern oft die Zeit die häusliche Arbeit zu teilen. Leider hält das die wenigstens Männer davon ab, Ansprüche zu stellen.
Das wird besonders beim Essen deutlich. Dazu muss man wissen, das Essen in Japan einen extrem hohen Stellenwert hat. Und an dem Essen, welches eine Ehefrau/Mutter für den Ehemann und die Kinder kocht, wird hierzulande noch mehr als Indikator der Liebe gewertet als zum Beispiel in Deutschland.
Die Männer sind also kulturell darauf getrimmt, einen festlich gedeckten Tisch zu erwarten. Zu dumm nur, dass sie das auch von Vollzeit werktätigen Frauen erwarten, oder von Hausfrauen mit mehreren kleinen Kindern. Traditionell japanisch soll es am besten nicht nur eine Speise sein, sondern gleich 4 bis 6. Auch wenn dafür die Herrin des Hauses stundenlang in der Küche schuften muss.
Ach ja, und die Frauen mögen doch auch bitte morgens um 4 Uhr aufstehen, um für ihren Liebsten eine Bento-Box zusammen zu schnipseln.

Japanische Männer sind „Kirei-zuki“ (Teil 1 Haushalt)

So, der Tisch soll also jeden Tag reichlich gedeckt sein. Aber was ist eigentlich mit der Küche, nachdem der Kochmarathon vollendet wurde?
Die soll doch bitte glänzen! Und der Rest des Hauses auch. Und zwar täglich. Egal zu welcher Uhrzeit.
Die meisten Menschen in Japan sind nämlich „Kirei-zuki“, also mögen es, wenn alles ordentlich und sauber ist. Auf deutsch redet man da glaube ich schon von einem Putzfimmel. Nur das diesmal nicht die von der Krankheit Betroffenen putzen, sondern nur den Befehl zum Putzen geben. Das ist auch so viel leichter.
Also wehe dem da klebt noch ein Reiskörnchen in der Küche am Abend! Das ist doch eklig. Außerdem schickt sich das nicht für eine richtige Frau, Dreck zu hinterlassen.
Apropos, sich-nicht-schicken…

Japanische Männer sind „Kirei-zuki“ (Teil 2 Wie Frauen auszusehen haben)

Wenn der Boden gewienert ist, dann ist es Zeit für die Frau des Hauses sich aufzubrezeln. Niemals sollte ein Mann gezwungen sein, seine Frau ohne Make-up ertragen zu müssen!
Der Meinung sind übrigens auch die meisten Ratgeber für junge Büroangestellte: Eine Lady sollte auf Arbeit immer in einem dezenten Outfit, abgerundet mit dezentem Make-up erscheinen, auch wenn die Arbeitstage lang und beschwerlich sind. Keine Schminke zu tragen verstößt offiziell gegen die Benimmregeln.
Also finden auch Männer, dass es ihnen zusteht am Abend von einer schick zurecht gemachten Frau begrüßt zu werden.
Obwohl noch wichtiger als Make-up oder das richtige Kleid, ist das Gewicht der Frau.
Und da können einen Japanerinnen eigentlich nur noch leidtun. Das japanische Ideal ist nämlich extrem schlank. Jede, die über 50 Kilo wiegt, muss ein Zelt tragen und darf erst dann wieder raus, wenn sie nicht mehr ihren Mann blamiert.
Japanerinnen sind zwar von Natur aus recht schlank, um jedoch auch noch mehreren Schwangerschaften immer noch wie ein Strichmännchen auszusehen, müssen auch sie zu radikalen Diäten greifen. Teilweise lebenslang.

Japanische Männer erwarten ein bestimmtes Lebensmodell

In Japan heiratet man nur, wenn man auch gemeinsam eine Familie gründen will. Übrigens heiratet man auch, wenn das Kondom gebrochen ist und man aus Versehen eine Familie gegründet hat. Aber über „Deki-Kon“ (Heiraten wegen Schwangerschaft) lästere ich ein andermal.
Also fragen die Menschen Frischverheiratete nie: „Wollt ihr Kinder?“, sondern nur: „Uuuund? Wann ist es endlich soweit??“
Das sind natürlich auch die Erwartungshaltung mit der Männer an eine Ehe gehen. Durch ein Ehegelübde versprechen Männer sich selbstgekochtes Essen und eine Handvoll Kinder.
Wenn eine Frau diesen Erwartungen nicht entsprechen möchte, dann gibt es für viele Männer auch keinen Grund zu heiraten. (Liebesehen sind ja sowas von out.)
Nun ist ja jeder seines Glückes Schmied und jeder hat auch ein Recht drauf, eigene Bedingungen zu stellen. Leider wird in Japan über so etwas fast nie geredet. Es wird still davon ausgegangen, dass der Andere natürlich genau das Gleiche wie man selber von einer Ehe will.
Mit anderen Worten: Zurzeit gibt es nur eine ganz kleine Auswahl an Ehemodellen.
Momentan sind zwei Modelle besonders beliebt:
A: Der Mann arbeitet wie ein Wahnsinniger und die Frau ist Hausfrau. Sie bekommt im Abstand von 2 Jahren 2 bis 3 Kinder. Sobald das Nesthäkchen eingeschult wurde, arbeitet sie vormittags im örtlichen Supermarkt an der Kasse.
B: Der Mann arbeitet wie ein Wahnsinniger und die Frau ist Vollzeit Angestellte mit einem festen Vertrag. Zu Beginn der Ehe versucht die Frau auf Arbeit früher Schluss zu machen, um noch den Haushalt zu schmeißen und Essen zu kochen. Dann kommen die Kinder. Mit jedem Kind reduziert die Frau ihre Arbeitsstunden, bis die Kinder älter und teurer werden und sie wieder normal arbeitet.
Bei beiden Modellen gibt es noch die Option das die eigenen Eltern oder die Schwiegereltern bei einem einziehen.
Ist euch beim Lesen etwas aufgefallen? Es ist egal, welches Modell man wählt, für den Mann ändert sich nichts. Er muss so oder so in der Arbeitshölle schmoren. Vielleicht haben Männer deshalb nicht das Bedürfnis über Alternativen zu reden. Weil es sich so anfühlt, als gäbe es für sie keine.

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